Dez 30, 2024

Warum PKM oft scheitert - und wie du es besser machen kannst

Lesezeit: 5 Minuten

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Kennst du das Gefühl, Unmengen an Informationen zu sammeln, aber am Ende trotzdem nicht schlauer zu sein? Volle Notizbücher, unzählige Lesezeichen, viele Kenntnisse aber keine wirklichen Erkenntnisse? Da bist du nicht allein. In diesem Artikel decke ich die vier häufigsten Fehler im Umgang mit Wissen auf, die ich selbst gemacht habe, und zeige, wie du dein PKM von einem passiven Archiv in ein aktives Werkzeug verwandelst.

Sammeln statt Verarbeiten

Oft fokussiert man sich nur auf das Sammeln von Informationen und nicht auf das Organisieren und Verarbeiten derselben (wahrscheinlich weil es mit deutlich mehr Zeit und Aufwand verbunden ist). Textpassagen werden einfach nur markiert oder wortwörtlich übernommen. Viel wertvoller (vor allem für das Zukunfts-Ich) ist es, sich bewusst Gedanken zu machen und sich zum Beispiel zu überlegen, wieso dich eine bestimmte Passsage anspricht oder inspiriert. Oder überlege dir, inwiefern diese neue Information mit deinen bereits bestehenden Gedanken in Verbindung steht. Viele überspringen diesen Schritt, wodurch das PKM eher zu einem passiven Archiv als zu einem aktiven Werkzeug wird.

Das muss natürlich nicht immer und auch nicht sofort gemacht werden. Um den Lesefluss aufrechtzuerhalten, sind schlichte Markierungen vollkommen legitim. Wichtig ist nur, die Markierungen zeitnah in aussagekräftige Notizen umzuwandeln, da sich die Gründe für das Markieren erfahrungsgemäß schnell verflüchtigen.

Learning

Achte auf eine Balance zwischen Sammeln und Verarbeiten von Informationen. Plane beispielsweise feste Zeiten ein, in denen du deine Notizen überarbeitest, Verknüpfungen herstellst und Erkenntnisse gewinnst.

Endlose Suche nach dem perfekten Tool

Es kann verlockend sein, sich in der endlosen Suche nach dem idealen Notizwerkzeug zu verlieren. Ständig gibt es neue Apps, die mit innovativen Features und großen Versprechen locken. Und wenn man sich dann auf ein Tool festgelegt hat, gibt es häufig noch jede Menge Potenzial zur Überoptimierung: hier noch ein Plugin, da noch eine andere Struktur.

Auch ich habe bereits eine lange Reise durch verschiedene Tools hinter mir – von Evernote über klassische Notizbücher bis hin zu modernen Lösungen wie Notion und Obsidian. Jedes neue Tool versprach, endlich „das Eine“ zu sein, das all meine Bedürfnisse abdeckt. Doch ich musste feststellen, dass der Fokus auf das Werkzeug allein nicht das Problem löst.

Doch statt nach Perfektion zu streben (und dabei vermeintlich produktiv zu sein), sollte der Fokus darauf liegen, ein Werkzeug zu finden, das die eigenen Anforderungen erfüllt und die persönliche Arbeitsweise unterstützt – unabhängig davon, ob es analog oder digital ist.

Learning

Statt nach Perfektion zu streben, fokussiere dich auf Tools, die einfach und zuverlässig deine Arbeitsweise unterstützen, und gib dir die Freiheit, dein System im Laufe der Zeit anzupassen.

Limitiert durch Frameworks

In Büchern, Videos und Blogposts werden eine Vielzahl von PKM-Frameworks und Best-Practices vorgestellt (CODE, PARA, Zettelkasten, ACE, Digital Garden, ...), von denen jedes als das jeweils beste angepriesen wird. Im Alltag können fremdentwickelte Frameworks, die nicht auf die eigenen Bedürfnisse angepasst sind, jedoch schnell umständlich, ineffizient und träge werden. Apropos Frameworks: Ich habe natürlich auch einen Artikel über mein PKM-Framework geschrieben – wer möchte, kann ihn hier lesen. 😉

Aber auch eigene Frameworks, die man sich in einer Phase überschäumender Produktivität und Ehrgeiz überlegt hat und im Moment des Erstellens vollkommen sinnvoll und durchdacht erscheinen mögen, können sich mit der Zeit als aufwändig und einschränkend herausstellen.

Learning

Plane dein PKM-System nicht bis ins kleinste Detail. Starte mit dem absoluten Minimum und lass es sich von selbst weiterentwickeln.

Vernachlässigung des Outputs

Ein gutes PKM-System ist nicht nur ein Speicher, sondern auch ein Werkzeug für die Produktion von Inhalten, Projekten oder Entscheidungen. Der innere Drang, Wissen und Gedanken aus rein intellektuellen Gründen anzusammeln und so irgendwann zur ultimativen Weisheit zu gelangen, mag auf den ersten Eindruck faszinieren und motivieren. Doch ein solches Vorgehen birgt gleich mehrere Probleme.

Erstens: Ohne konkreten Output oder Anwendungsfall fehlt oft der Fokus, der für die Verarbeitung und Verknüpfung der gesammelten Informationen notwendig ist. Notizen verkommen dann schnell zu einer losen Ansammlung von Fragmenten, die schwer auffindbar und letztlich wenig hilfreich sind. Zweitens: Ein rein passives Archiv führt selten zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den Inhalten. Erkenntnisse entstehen nicht durch bloßes Aufbewahren von Informationen, sondern durch aktives Nachdenken, Reflektieren und Umsetzen. Und drittens: Das Sammeln ohne Ziel kann dazu führen, dass man sich in einer Art Endlosschleife befindet – ständig auf der Suche nach mehr Wissen, anstatt die bereits vorhandenen Ressourcen zu nutzen und weiterzuentwickeln.

Professor Zei aus der Serie „Avatar – Der Herr der Elemente“ bleibt freiwillig in Wan Shi Tong's legendärer Bibliothek zurück, obwohl diese allmählich im Wüstensand versinkt. Getrieben von seinem unstillbaren Wissensdurst wird er so zum tragischen Negativbeispiel dafür, wie Wissen ohne Anwendung keinen Wert entfaltet und letztlich im Vergessen versinkt.

Learning

Ein PKM-System sollte nicht nur Wissen ansammeln, sondern aktiv genutzt werden, um Inhalte zu schaffen, Projekte voranzutreiben und Entscheidungen zu treffen. Nur so entfaltet es seinen wahren Wert.

tl;dr

Ein funktionierendes PKM-System ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das dir dabei hilft, Wissen sinnvoll zu nutzen und deine Ziele zu erreichen. Es geht nicht darum, immer mehr Informationen zu sammeln oder das „perfekte“ System zu bauen, sondern darum, ein System zu entwickeln, das sich an deine Bedürfnisse anpasst und dir langfristig Mehrwert bietet. Fokussiere dich auf das Verarbeiten und Anwenden deiner Notizen, bleib flexibel in deinen Strukturen und vermeide die Falle, immer neuen Tools hinterherzujagen. Am Ende zählt nicht, wie viel du weißt, sondern was du aus deinem Wissen machst. Dein PKM sollte dir dabei helfen, genau das zu tun.

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